Nachhaltigkeit in der Nephrologie
Die Nephrologie ist ein Teilgebiet der Inneren Medizin, dass sich mit Prävention, Diagnose sowie der Erkrankung der Niere und deren konservativer (nicht operativer) Therapie beschäftigt. Die Nephrologie umfasst auch die Durchführung sämtlicher extrakorporaler Blutreinigungsverfahren wie unterschiedliche Dialyseverfahren, Apherese und Immunadsorption sowie die Versorgung von Patienten mit einer transplantierten Niere.1 Die Nieren sind lebenswichtige Organe, die das Blut von Abfallstoffen reinigen, den Wasser- und Elektrolythaushalt regulieren und Hormone produzieren. Eine chronische Nierenerkrankung (CKD) beeinflusst dieses komplexe System der Filtration und hat weitreichende Auswirkungen auf den gesamten Körper, einschließlich des Herz-Kreislauf-Systems, der Lunge, des Knochenstoffwechsels, des Nervensystems und des Gastrointestinaltrakts. Bei einer Hämodialyse als eine Therapieform der chronischen Niereninsuffizienz wird ein CKD-Patient vorwiegend drei Tage in der Woche für jeweils 4-5 Std. an die Dialysemaschine angeschlossen.2
Das Hämodialyseverfahren nutzt das physikalische Diffusionsprinzip. Hierbei wird das Blut des Patienten extrakorporal mit Hilfe eines Dialysats, welches aus Konzentrat und Wasser erzeugt wird, von Schadstoffen gereinigt. Aufgrund des extrakorporalen Verfahrens ist das Dialysat auf die Körpertemperatur (37° C) zu erwärmen. Dementsprechend verbraucht die Hämodialyse große Mengen an Energie. Beim KfH wurde ein Vergleich im Rahmen eines Energiemonitoring ermittelt, der durchschnittlich etwa das 20-fache an Strom im Jahr zu einem Einfamilienhaus erfordert. Hinzu kommt ein Wasserverbrauch von ca. 100.000 Litern pro Monat, von dem 90 Prozent für die Dialyse auf die Körpertemperatur (37°C) erwärmt werden müssen.3
Nachhaltigkeit ist auch in der Nephrologie ein wichtiger Aspekt. Mit einer energieeffizienten Versorgung von Patienten mit CKD kann die Qualität der nephrologischen Leistungen aufrechterhalten und dabei die Kosten reduziert werden.4 Hier sind einige Möglichkeiten:
Nutzen Sie alle staatlichen Vergütungen, gerade im Hinblick auf die Energiekrise hat die Bundesregierung Entlastungspakete im Jahr 2023 auf den Weg gebracht, wie z.B. die Strompreisbremse, die den Strompreis auf 40 Eurocent mit 20 % Eigenbeteiligung deckelt. Auch die Nephrologie kann die Stromentlastungspakete nutzen, bei dem der Strompreis auf 29 Eurocent bzw. der Netto-Arbeitspreis auf 13 Eurocent gedeckelt wird.5 Seien Sie deshalb stetig informiert, um keine Unterstützung zu verpassen.
Optimieren Sie Prozesse und Abläufe. Die Organisation und Koordination in der Nephrologie ist wichtig für die Versorgung von Patienten mit CKD. Optimale Prozessabläufe können helfen, den Energieverbrauch zu reduzieren und die Effizienz und Zufriedenheit zu steigern6. Zum Beispiel können standardisierte Leitlinien und Protokolle die Variationen in der Diagnostik und Therapie minimieren und die Qualität sichern. Interdisziplinäre Teams und Netzwerke können die Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, Nephrologen und anderen Fachärzten fördern und Doppeluntersuchungen oder Überweisungen vermeiden.
Sensibilisieren Sie die Mitarbeiter und Patienten. Die Einstellung und das Verhalten in der Nephrologie sind wesentlich für die Versorgung von Patienten mit CKD. Sensibilisierte Mitarbeiter und Patienten können helfen, den Energieverbrauch zu reduzieren und die Motivation und Compliance zu erhöhen. Zum Beispiel können Schulungen und Fortbildungen das Wissen und die Kompetenz der Mitarbeiter in Bezug auf Energieeffizienz verbessern. Da qualifizierteres Personal deutlich weniger Strom/ Wasser durch die effektive Nutzung der Geräte verbraucht (Wasserverbrauch: 350-500 l pro Dialyse) und zudem auch sehr viel weniger Müll produziert (Müllproduktion: 1.2-8 Kg pro Dialyse), ist eine Weiterbildung nicht nur auf Blick der eigenen Kostensenkung von Vorteil.7 Das Umweltbewusstsein ist bei den Mitarbeitern der Dialysezentren vorhanden, die Umsetzung verschiedener Maßnahmen ist aber bisher gering.8
Die technische Ausstattung in der Nephrologie ist entscheidend für die Diagnose und Therapie von CKD. In Verbindung mit neuen Dialysegeräten konnte allein der Wasserverbrauch in 13 Jahren halbiert werden. Moderne Technologien und Geräte können helfen, den Energieverbrauch zu reduzieren und die Genauigkeit und Sicherheit erhöhen. Zum Beispiel verringern digitale Systeme zur Dokumentation und Kommunikation den Papierverbrauch, es werden Fehler vermieden und damit die Behandlungsqualität verbessert9. Eine weitere energieeffiziente Maßnahme kann durch die Einrichtung eines Wärmetauschers erfolgen, bei dem die Wärme des Nutzwassers für die Temperaturerhöhung der neuen Dialyseflüssigkeit verwendet wird, welches bei den meisten aktuellen Dialysegeräten der Fall ist.
Auch bei den Osmoseanlagen erfolgte ein technischer Fortschritt mit einem optimierten Wirkungsgrad, der den Wasserverbrauch und damit auch den Energiebedarf erheblich senken lässt4. Die hohen Anschaffungskosten rentieren sich nach eigenen Erkenntnissen in der Regel nach der Hälfte der durchschnittlichen Laufzeit. Selbst bei der Osmose kann etwas unternehmen werden, um diese effizienter zu machen. Zum einen ist es von Vorteil, wenn man die Ein- und Ausschaltzeiten möglichst genau auf das Dialysefenster anpasst, zudem besteht ein hohes Energiesparpotential, sofern die nächtliche Heißdesinfektion der Osmose- und Ringleitung auf das Notwendige reduziert wird.
Gerade im Hinblick auf potenzielle Umweltgesetzte, ist es wichtig den richtigen Zeitpunkt für die Modernisierung zu finden. Wann ist für Sie der richtige Zeitpunkt?
Falls Sie sich noch unsicher sind, würden wir uns freuen Sie zu beraten.
1 Was ist Nephrologie? – DGfN (https://www.dgfn.eu/was-ist-nephrologie.html)
2 Thaiss F. (2022). Langfristige körperliche und psychische Folgen chronischer Nierenerkrankungen [Long-term physical and psychological consequences of chronic kidney disease]. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz, 65(4), 488–497.
3 KfH aspekte 1-2017 (https://www.kfh.de/fileadmin/user_upload/aspekte_2017_1.pdf)
4 Beige J., Pachmann M. (2023). Dialyse auf dem Weg des Glasgower CO2-Reduktionspfad. Nephrologie aktuell 2023, 27: 31–35.
5 Produktion und Arbeitsplätze sichern – Bundesregierung (https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/entlastung-fuer-deutschland/schutzschirm-wirtschaft-2125040)
6 Barraclough, K.A., Agar, J.W.M. (2020). Green nephrology. Nat Rev Nephrol 16, 257–268.
7 Piccoli G.B. et al. (2015). Eco-dialysis: the financial and ecological costs of dialysis waste products: is a ‘cradle-to-cradle’ model feasible for planet-friendly haemodialysis waste management? Nephrol Dial Transplant, 2015(30), 1018–1027.
8 Nipshagen S. (2023). Green Dialysis und EDTNA/ERCA. Nephrologie aktuell 2023, 27: 5. 9 Bendine G. et al. (2020). Haemodialysis therapy and sustainable growth: a corporate experience in France. Nephrol Dial Transplant (2020) 35: 2154–2160.